In unserem Newsblog finden Sie Blogbeiträge rund um das Thema Demografie in der Arbeitswelt sowie Veranstaltungstipps und Nachberichte eigener Veranstaltungen zum Stöbern. © Modrow
"Der Veranstaltungstitel verrät bereits unsere Begeisterung für das Betriebliche Eingliederungsmanagement BEM", führte Mika Fischer in die Präsensveranstaltung am 29. Juni 2022 ein. Er ist stellvertretender Leiter für "Betriebliche Gesundheit und Prävention" bei der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) und nahm die Teilnehmenden gemeinsam mit seiner Kollegin Ewa Jakubczak, Beraterin bei der BIHA/FAW, mit auf eine Customers Journey.
Was ein gutes BEM leisten kann
"Es gibt viele Gründe, warum Unternehmen BEM umsetzen", erläuterte Mika Fischer. "Darunter rechtliche, soziale und auch ökonomischer Motive." Denn gutes BEM wirkt sich nicht nur positiv auf die Unternehmenskultur und auf die Mitarbeiterzufriedenheit aus, es kann auch die Quote und die Kosten von AU-Tagen, also Tage, an denen Mitarbeitende arbeitsunfähig sind, reduzieren. "Gerade kleine Unternehmen spüren einen Produktivitätsausfall immer sehr unmittelbar. Sie könnten besonders von einem etablierten BEM-Prozess profitieren", ergänzte Ewa Jakubczak.
Herausforderungen für BEM-Beauftragte
Bei aller Freude über erfolgreiches BEM gibt es auch frustrierende Situationen und Herausforderungen für BEM-Beauftragte. "Beispielsweise kann die Annahmequote vom BEM zu gering sein", so Mike Fischer. "Bitte beachten Sie aber, dass alles über 40 Prozent noch eine gute Quote ist. Denn man kann davon ausgehen, dass rund ein Drittel der länger Erkrankten für ein BEM gar nicht geeignet sind. Und wenn etwas mehr als ein Drittel das Angebot annimmt und etwas weniger als ein Drittel nicht, so ist das immer noch eine akzeptable Quote." Geduld ist bei BEM-Beauftragten auch gefragt, wenn sie für sehr viele (mehr als 60 Fälle pro Berater/-in) oder sehr lange (länger als durchschnittlich 6 Monate) BEM-Verfahren verantwortlich sind. "Bleiben Sie dran und behalten Sie die Nerven", riet er.
Neutrale Fallmanager/-innen
Betroffene können mit einem Gefühl der Angst, Scham oder Unzufriedenheit in BEM-Gespräche gehen. Und Führungskräfte sowie Betriebsrats- oder Schwerbehindertenvertretungen können unter Umständen angestaute Emotionen und gegebenenfalls auch Interessenkonflikte in solche Gespräche mitbringen. "Wir empfehlen daher ganz klar, Fallmanagerinnen und Fallmanager einzusetzen, die eine neutrale Position haben. Es fördert den Informationsfluss durch mehr Vertrauen und unvoreingenommene Gesprächsführung", so der Experte.
Erstgespräche in kleiner Runde halten
Die Einladungsschreiben für BEM-Prozesse sollten regelmäßig rechtlich geprüft werden, damit das BEM im Nachhinein nicht angreifbar ist. Nimmt eine betroffene Person dann teil, so sollte das Erstgespräch genutzt werden, um eine möglichst umfassende Informationslage über Art der Einschränkung, Ursachen und Zusammenhänge zu erhalten. "Halten Sie die Runde bei diesen Gesprächen so klein wie möglich", empfahl Mike Fischer. "Sie erleichtern damit den Vertrauensaufbau und die Zielorientierung." Zudem schonen kleinere Runden auch die Ressourcen im Unternehmen.
Beratung unter den Teilnehmenden
Die erste Präsenzveranstaltung des Forums nach Jahren der virtuellen Treffen wurde intensiv zum Austausch genutzt. "Ich würde mir wünschen, dass die Einladungs- und Informationsschreiben in mehreren Sprachen zur Verfügung stehen würden, sodass unsere Mitarbeitenden den Inhalt leichter erfassen können", so eine BEM-Beauftragte aus dem Bereich der Gebäudereinigung.
Eine andere BEM-Beauftragte fragte in die Runde, ob man es preisgeben sollte, wenn man an der gleichen Krankheit gelitten hat, wie der Mitarbeitende: "Ich würde der Person gern vermitteln, dass ich großes Verständnis für seine Lage habe." Eine Frage der individuellen Abwägung, fanden die meisten Teilnehmenden. "Vielleicht können Sie spezifische Nachfragen stellen, die verdeutlichen, dass Sie sich mit der Erkrankung auskennen", riet eine Teilnehmerin.
Reger Austausch beim Get-together
Bei einem Snack kamen die Teilnehmenden nach Abschluss der Veranstaltung dann noch ausführlicher ins Gespräch. "Wir freuen uns sehr, unsere Mitglieder und Gäste wieder persönlich in den Räumen der KWB begrüßen zu dürfen", so Susanne Sabisch-Schellhas, Projektleiterin ddn Hamburg. "Das aktive Netzwerken geht face-to-face doch immer noch am besten."
In dem moderierten BGM-Arbeitskreis "Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)" tauschen Gesundheitsbeauftragte aus Unternehmen in vertrauter Runde Erfahrungen, aktuelle Informationen und Tipps für die Umsetzung von BEM in ihrem Betrieb aus. Impulsvorträge zu Entwicklungen und Strukturen im BEM sowie die kollegiale Beratung im Fallmanagement bereichern den Austausch.
Erfahren Sie hier mehr zu dem Forum und Arbeitskreis.
Fotos: © KEB e. V.