In unserem Newsblog finden Sie Blogbeiträge rund um das Thema Demografie in der Arbeitswelt sowie Veranstaltungstipps und Nachberichte eigener Veranstaltungen zum Stöbern. © Modrow

13.06.2022

Wissen und Erfahrung teilen – Personalentwicklung durch Mentoring

Die Begeisterung für die Anwendung von Mentoring in der Personalentwicklung sprang in dieser Veranstaltung auf die mehr als 30 Teilnehmer/-innen über. Das Instrument bietet ideale Möglichkeiten für den Wissenstransfer sowie den potentialorientierten und vertrauensvollen Austausch.

Ute Flügge

Ute Flügge, die in der Beratung von Unternehmen tätig ist und bei ddn Hamburg den Bereich „Qualifizierung und Wissenstransmanagement“ begleitet, moderierte die Veranstaltung und führte in die Grundlagen des Mentorings ein. Anschließend hatten die drei Programmvertreter/-inne die Gelegenheit, sich und die unterschiedlicher Zielrichtung vorzustellen.

Generationen-Mentoring

Tinke Beller
 

Tinka Beller, ist bei Kontor5 seit Jahren mit verschiedenen Mentoring-Programmen befasst und hat als Co-Autorin dazu zwei Bücher veröffentlicht. Beim "Generationen-Mentoring" steht der Wissenstransfer von älteren, erfahrenen zu jüngeren Mitarbeitenden im Mittelpunkt. Damit kann Wissen im Unternehmen gehalten und das Verständnis der Generationen füreinander gestärkt werden, was sich positiv auf die Mitarbeiterbindung auswirkt.

Da mit der Generation der Babyboomer viele Wissensträger/-innen in Rente gehen, sichert eine rechtzeitige Nachfolgeplanung deren Know-how. Bei der Begleitung der Tandems sind die unterschiedlichen Mentalitäten, Werte und Kommunikationsweisen der Generationen zu berücksichtigen.

"Mentoring bedeutet Wissenstransfer auf Augenhöhe", so Tinka Beller. "Im Generationen-Mentoring steht neben der Weitergabe von Informationen besonders die Erfahrung der Mentoren/-innen im Vordergrund. Die Tatsache, dass dieses Wissen wertvoll ist und bewahrt wird, stellt eine große Wertschätzung dar."

Sie ist überzeugt: "Mit dem richtigen Programm und Matching ist Mentoring eine wunderbare Unterstützung in verschiedenen Lebensphasen. Junge Menschen können während der Schulzeit durch Paten bzw. Patinnen unterstützt werden, für Fragen der Karriereplanung gibt es Mentoring-Programme die intern von den Unternehmen angeboten werden, oder durch externe Fachkräfte unterstützt werden. Im Generationen-Mentoring wird Unternehmensintern Lebens- und Berufserfahrung transferiert. Ich kenne kein anderes Instrument in der Personalentwicklung, das so nachhaltig ist."

In ihrer Präsentation erläutert die Referentin Ziele, Durchführung und Wirkung des "Generationen-Mentorings".

Reverse Mentoring

Werner Neumer
 

Werner Neumer geht mit "Reverse Mentoring" bei der Deutschen Bundesbank den umgekehrten Weg: Mentees sind in diesem Programm die älteren Kollegen/-inne und Mentoren/-inne die jüngeren Mitarbeitenden. Das Programm zahlt auf die strategischen Ziele des Unternehmens ein, den Austausch der Generationen und die IT-Kompetenz der Mitarbeiter/-innen zu fördern. Zunächst wurde der Kreis der Mentees auf erfahrene Führungskräfte beschränkt, die besonders im Bereich von New Work, Social Media und digitaler Kommunikation vom Nachwuchs profitierten. Dafür erhielten die Jüngeren Einblick in das Unternehmen und in den Führungsalltag.

"Reverse Mentoring" wirkt sich positiv auf die Nachwuchsqualifizierung, die Unternehmenskultur und die Arbeitgeberattraktivität aus. Das hierarchie- und bereichsübergreifende Pilotprojekt war so erfolgreich, dass es als fester Bestandteil in die Personalentwicklung im Unternehmen integriert wurde.

"Die Idee, Reverse Mentoring einzuführen, entstand im Rahmen von Überlegungen zur strategischen Ausrichtung der Bundesbank im demografischen und digitalen Wandel", berichtete Werner Neumer. "Das Programm fördert den Dialog der im Unternehmen vertretenen Generationen – und zwar hierarchieübergreifend. Wenn hierdurch mehr Verständnis füreinander entsteht, ist das ein wichtiger Schritt zur Entwicklung einer attraktiven und zeitgemäßen Unternehmenskultur. Durch den stattfindenden Wissenstransfer werden auch die digitale Transformation des Unternehmens und die Entwicklung hin zu einer lernenden Organisation unterstützt."

Die Präsentation zeigt auf, was "Reverse Mentoring" bedeutet, wie es bei der Deutschen Bundesbank umgesetzt wurde und welche Wirkung es erzielt hat. (PDF-Download; 1,3 MB)

Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen

Dr. Rita Panesar
 

Dr. Rita Panesar stellte das "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen" vor, ein öffentlich gefördertes Projekt bei der KWB e. V. Ehrenamtliche Mentorinnen unterstützen weibliche Nachwuchskräfte auf ihrem Karriereweg. Die Mentees stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen und profitieren von dem Erfahrungswissen sowie der Fach- und Branchenkenntnis ihrer Mentorinnen.

Dabei ist das richtige Matching entscheidend für den Erfolg des Tandems. Daher hat das Projekt einen strukturierten Auswahlprozess entwickelt, dessen Herzstück das persönliche Gespräch darstellt. Teilnehmen können Frauen unterschiedlichster Branchen und Qualifikationslevels, die in Hamburg leben oder arbeiten.

"Die Bandbreite der Themen und Anliegen der Mentees in unserem Projekt ist groß: Der nächste Karriereschritt, der Wiedereinstieg nach der Elternzeit, Durchsetzungsstrategien in einem männlichen Führungsteam, der Wunsch nach einem Branchenwechsel, aber auch informelles Wissen: Wie trete ich in dem Betrieb auf? Wie selbstbewusst kann ich verhandeln? Wir sehen Mentoring als wirkungsvolles Instrument – gegen den Fachkräftemangel und für Hamburger Frauen und deren Familien", so Dr. Rita Panesar.

Näheres zum "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen" erfahren sie in dieser Präsentation. (PDF-Download; 1,2 MB)

Austausch in den Breakout-Sessions

Im anschließenden Austausch in Breakout-Räumen konnten die Teilnehmenden die Referenten/-innen sowie die Mentees und Mentoren/-innen aus den drei Programmen gezielt befragen.

Auf die Frage "Was motiviert Sie, Mentor bzw. Mentorin zu werden?" erwiderten Heiko Panning, Vincent van Bracht und Heike Baltruweit, dass sie von dem Austausch mit dem Mentee ebenfalls profitieren und gerne bereit sind, ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiterzugeben. Eine win-win-Situation für die Beteiligten aber auch für den Arbeitgeber, denn es wird im demographischen Wandel immer wichtiger, Braindrain zu verhindern und Wissen im Unternehmen zu halten.

"War es schwierig, Mentoren/-innen und Mentees zu gewinnen?" Nein, keines der Projekte hatte damit ein Problem. Die Mentees schätzen den vertrauensvollen, informellen Austausch ebenso wie ihre Pendants. Das berichteten die Mentees Janina Boldt, die am "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen" teilnimmt, und Wilfried Baum, der im "Reverse Mentoring" als erfahrene Führungskraft in die Rolle des Mentees schlüpft, übereinstimmend. Sie empfinden den Austausch sowohl als fachliche wie auch persönliche Bereicherung. So bleiben Mentor/-innen und Mentees oft über das Programm hinaus im Kontakt.

"Was ist entscheidend für den Erfolg eines Tandems?" Es ist zum einen das richtige Matching, aber auch die gemeinsame Verantwortung für den Verlauf des Mentoring-Prozesses. Dieser verläuft selbstorganisiert und stellt in jedem Fall das Bedürfnis der Mentees in den Mittelpunkt. Entscheidend ist auch, dass genügend Zeit und Raum zur Verfügung gestellt und dem Prozess ein strukturierter Rahmen gegeben wird, stelle sich im Austausch heraus.

Fazit

Die Veranstaltung schloss mit der Feststellung, dass Mentoring ein sehr wirkungsvolles Instrument in der Personalentwicklung ist: Es steigert die Mitarbeiterzufriedenheit, dient dem Wissenstransfer, trägt zur Persönlichkeitsentfaltung bei, löst Hierarchie- und Clusterdenken auf und wirkt sich damit positiv auf die Unternehmenskultur aus.

Weitere Informationen zu den Programmen finden Sie hier:

Kontor5. Personalentwicklung mit Mentoring"Reverse Mentoring" bei der Deutschen Bundesbank."Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen"

 


Forum: Qualifizierung und Wissensmanagement

Icon: Q&WVor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der digitalen Transformation gewinnen Weitergabe von Wissen und der Erwerb zukunftsfähiger Kompetenzen an Bedeutung. In den Veranstaltungen des Forums "Qualifizierung und Wissensmanagement" stellen wir Methoden und Instrumente zum Wissenstransfer sowie zur Qualifizierung der Mitarbeiter/-innen vor. Kompetente Mitarbeiter/-innen sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für den Unternehmenserfolg. Doch wie kann ein Unternehmen das vorhandene Wissen optimal nutzen und halten? Kommen Sie mit uns in den Austausch.

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