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12.10.2022

Fairpay als Wettbewerbsfaktor – Nachahmen ausdrücklich erwünscht!

Fairpay als Wettbewerbsfaktor – Nachahmen ausdrücklich erwünscht!
Equal Pay Day - Unternehmensvertreterinnen berichten aus der Praxis von Erfahrungen und Konzepten zum Thema Entgelt - und Chancengerechtigkeit.

"Ist denn schon wieder Equal Pay Day?", mag sich manch eine/-r gefragt haben, als am 5. Oktober 2022 vier Best-Practice-Unternehmen ihre Erfahrungen und Konzepte zum Erreichen von Entgeltgleichheit und Chancengerechtigkeit mit 30 Interessierten teilten und diese wichtigen Themen unabhängig vom Equal Pay Day auf die Agenda setzten.

 

Warum ist Entgeltgleichheit so wichtig?

Auch von politischer Seite wird dem Thema Relevanz zugesprochen. Petra Lotzkat, Staatssekretärin in der Sozialbehörde Hamburg, begrüßte die Teilnehmenden und unterstützte die Veranstaltung mit einem einführenden Impuls, in dem sie die Bedeutung der Erwerbstätigkeit für Frauen hervorhob und auf den Gender-Care-Gap sowie die Notwendigkeit hinwies, die traditionelle Rollenteilung zwischen den Geschlechtern neu zu denken.

Was können Unternehmen für ihre Beschäftigten tun?

Petra Lotzkat setzt auf Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf – wie subventionierte Kita- und Ganztagsbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitszeiten – und auf die Abkehr von stereotypem Berufswahlverhalten. Dabei helfen die zahlreiche Unterstützungsangebote, die in Hamburg bereits vorhanden sind.

Tanja Chawla, Vorsitzende im DGB Hamburg, sieht den Hebel vor allem in der Tarifbindung. "Schade ist, dass in kleinen und mittelständischen Unternehmen seltener Tarifbindung besteht, wo gerade hier viele Frauen arbeiten", bedauerte die DGB-Vorsitzende und fügte hinzu: "Ein Tarifvertrag schafft Transparenz und Verlässlichkeit beim Entgelt. Die Gewerkschaften unterstützen KMU gerne bei den ersten Schritten." Das Aktionsbündnis Equal Pay, für das Dr. Christina Maria Huber aus dem Vorstand des Landesfrauenrates Hamburg auf dem Podium stand, bietet Unternehmen, die sich auf den Weg gemacht haben, Sichtbarkeit, Netzwerke sowie Best-Practice-Beispiele.
 "Lesen Sie unseren Aktionsplan, wenden Sie ihn auf sich an, zeigen Sie Zusammenhänge auf und stellen Sie Forderungen am Arbeitsplatz", lautete ihre Empfehlung. 

Henrike von Platen vom Fair Pay Innovation Lab, Dr. Christina Maria Huber aus dem Vorstand des Landesfrauenrates und Tanja Chawla, Vorsitzende im DGB Hamburg teilten mit uns, wie sie Unternehmen auf dem Weg unterstützen und was aus ihrer Perspektive die wesentlichen Stellschrauben sind, um Equal Pay zu erreichen.
Henrike von Platen vom Fair Pay Innovation Lab, Dr. Christina Maria Huber aus dem Vorstand des Landesfrauenrates und Tanja Chawla, Vorsitzende im DGB Hamburg teilten mit uns, wie sie Unternehmen auf dem Weg unterstützen und was aus ihrer Perspektive die wesentlichen Stellschrauben sind, um Equal Pay zu erreichen.

Vier innovative Modelle – Nachahmen ausdrücklich erwünscht!

Unter der fachkundigen Moderation von Henrike von Platen, die mit ihrem Fair Pay Innovation Lab Unternehmen bei der Umsetzung nachhaltiger Entgeltstrategien unterstützt, präsentierten vier Unternehmen ihre Erfolgsgeschichten.

Romana Reeb von der esentri AG zeigt auf: Fairpay ist möglich und trägt zur Mitarbeitendenzufriedenheit bei.
Romana Reeb von der esentri AG zeigt auf: Fairpay ist möglich und trägt zur Mitarbeitendenzufriedenheit bei.

 

"Fairpay ist erreichbar und finanzierbar. Es hat eine positive Wirkung auf Mitarbeitende und Bewerber/-innen", beschrieb Lucia Ramminger, Director Human Resources bei Edenred Deutschland ihre Erfahrungen. Das konnte Romana Reeb, Head of Human Relations bei der esentri AG, sogar mit Zahlen untermauern: "Bei uns waren 1,5 Prozent der Lohnsumme nötig, um Fairpay herzustellen. Wir haben unseren Gender Pay Gap von 12,7 Prozent auf 0,3 Prozent reduzieren können!". 

Katrin Schwerdtner stellte ihre Salary Scale Matrix vor.
Katrin Schwerdtner stellte ihre Salary Scale Matrix vor.

Auch Katrin Schwerdtner, Head of People and Culture bei der Tomorrow GmbH, sieht im Vergütungssystem den Schlüssel zur Herstellung von Chancengerechtigkeit und Mitarbeiterzufriedenheit. Sie stellte ihre selbst entwickelte Salary Scale Matrix vor und erläuterte: "Transparenz bedeutet für uns nicht, dass man die Gehälter der anderen sehen kann, sondern dass die Logik dahinter verständlich ist."

Silke Heinrichs erzählt ihre Erfahrungen mit dem innovativen Projekt "Das ElternPlus".
Silke Heinrichs erzählt ihre Erfahrungen mit dem innovativen Projekt "Das ElternPlus".

Ein eigenes Modell hat auch Silke Heinrichs von Roche Diagnostics entwickelt. Sie schlug ihrem Chef vor, etwas Neues zu wagen und frischgebackenen Eltern eine signifikante finanzielle Förderung anzubieten, wenn sie sich entscheiden, innerhalb der ersten vier Lebensjahre ihres Kindes für mindestens zwölf Monate gleichzeitig in sogenannte vollzeitnahe Teilzeit zu gehen. "Mit dem Pilotprojekt ‚Das ElternPlus‘ brechen wir den Automatismus von Teilzeit- und Sorgearbeit auf, regen die Diskussion in den Familien an und setzen ein klares Zeichen, dass Teilzeit auch bei Männern gewollt ist," erklärt Heinrichs. 

 

So gelingt Entgelttransparenz – 10 Tipps von den Expertinnen

1.    Versucht nicht die Frauen zu ändern, ändert die Strukturen!
2.    Lebt eure Werte – auch im Vergütungssystem!
3.    Sprecht über Geld und seid transparent!
4.    Beginnt mit euren Pain Points und sucht blinde Flecke!
5.    Achtet auf die Gesundheit eurer Mitarbeitenden und vermeidet mental overload!
6.    Fördert und stärkt Frauen im Unternehmen! 
7.    Nehmt alle mit – auch die Männer!
8.    Geht kleine Schritte und bleibt dran – work in progress!
9.    Sucht euch Fürsprecher und Unterstützer/-innen im Unternehmen!
10.  Fangt an und sucht euren Weg – kreativ, innovativ, partizipativ!

Lucia Ramminger zeigt auf, dass Equal Pay ein wesentlicher Aspekt von Employer Branding und Zufriedenheit im Unternehmen darstellt. 
Lucia Ramminger zeigt auf, dass Equal Pay ein wesentlicher Aspekt von Employer Branding und Zufriedenheit im Unternehmen darstellt. 

Zum Schluss gab Lucia Ramminger den politischen Vertreterinnen noch folgende Bitte mit auf den Weg: "Von Ministerien und Behörden würden wir uns wünschen, dass sie sich weiterhin so für das Thema einsetzen, es durch Auszeichnungen sichtbar machen oder auch steuerliche Anreize setzen." Alle waren sich am Ende einig, dass sie den Austausch fortsetzen möchten – und dass es sich lohne, Strukturen aufzubrechen und Entgeltgleichheit herzustellen.   

 

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