Sie haben eine unserer Veranstaltungen verpasst oder möchten Informationen zu einer besuchten Veranstaltung nachlesen? Hier dokumentieren wir die Fachforen und Arbeitskreise für Sie.

09.08.2013

„Arbeitszeitmodelle – Schichtarbeit in der Praxis am Beispiel der Hamburger Hochbahn AG"

Jan Kobza, Betriebshofmanager des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), stellte den knapp 20 Teilnehmern/-innen des Forums zur lebensphasengerechten Arbeitszeitgestaltung am 9. August 2013 in der Leitstelle des Hochbahn-Hauses den Aufbau des betriebseigenen Schichtsystems vor. In Harburg ist Herr Kobza derzeit für knapp 300 Busfahrer/-innen zuständig, die sich im Schichtbetrieb abwechseln. Insgesamt betreibt der HVV fünf Betriebshöfe im Hamburger Großbereich.

Der Referent stellte zunächst das allgemeine Schichtsystem vor, welches sechs Arbeitstage und anschließend drei freie Tage vorsieht. Dabei würde darauf geachtet, dass Früh- und Spätschichten möglichst gesundheitsverträglich kombiniert werden, um ausreichend Ruhezeiten gewährleisten zu können. Der Busbetrieb beinhalte zudem die Besonderheit, dass auch geteilte Dienstpläne vergeben werden müssten, da zu den Stoßzeiten deutlich mehr Busse benötigt werden als beispielsweise in der Mittagszeit. Die Busfahrer/-innen hätten jedoch die Möglichkeit, im Laufe der Jahre in das Schichtsystem 5/2 zu wechseln, das eine normale Fünftagewoche mit freiem Wochenende vorsieht. Herr Kobza erläuterte der Arbeitsgruppe, dass das Busunternehmen keine Probleme habe, die Nachtschichten zu besetzen. 

Ein geringeres Verkehrsaufkommen und deutlich weniger Fahrgäste würden die Stressfaktoren verringern, die im innerstädtischen Busbetrieb normalerweise auftreten, und so die Nachtschicht attraktiver machen. Bei der Besetzung der Nachtschicht gingen die Erfahrungen der Teilnehmer/-innen stark auseinander. So haben einige Unternehmen große Probleme, diese Schicht zu besetzen, während in anderen Betrieben, verstärkt durch monetäre Anreize, keine Schwierigkeiten auftreten. Auch die Bereitschaft von jungen und älteren Mitarbeitern/-innen zur Nachtarbeit ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich.

Das Forum diskutierte anschließend sehr angeregt über die Frage, ob auch dann negative Auswirkungen auf die Gesundheit auftreten, wenn die Mitarbeiter/-innen freiwillig in der Nachtschicht arbeiten. Aktuelle Daten über den Gesundheitszustand in Verbindung mit den einzelnen Schichtsystemen könnten Aufschluss darüber geben.

Die Teilnehmer/-innen des Forums zeigten sich positiv überrascht von der niedrigen Krankenquote (ca. 5 Prozent) des harburgischen Betriebshofes. Das gute Betriebsklima scheint hierfür ursächlich zu sein. Dazu tragen die Diensteinteiler bei, die nach Möglichkeit die Wünsche der Busfahrer/-innen an den Dienstplan berücksichtigen und die ebenso wie weitere leitende Mitarbeiter/-innen bei Engpässen einspringen und selbst eine Schicht fahren.

Des Weiteren berichtete Herr Kobza von der internen Arbeitsgruppe „Vereinbarkeit Beruf, Familie und Freizeit“, die zurzeit neue Turnusarten erarbeitet, um individuellere Schichtsysteme anbieten zu können. In der Diskussion bestand darüber Konsens, dass über das Angebot altersgerechter Arbeitszeitmodelle hinaus flexible Lösungen gesucht werden sollten, welche die individuellen Bedürfnisse berücksichtigen, die auch innerhalb einer Altersgruppe unterschiedlich sind.

In der Feedback-Runde wurden anschließend Themen und Anregungen für die folgenden Veranstaltungen gesammelt. So möchte das Forum in Zukunft einzelne Zielgruppen in den Fokus nehmen, z. B. leistungsgewandelte Mitarbeiter/-innen und Ältere. Ein weiteres Thema ist die Kommunikation im Unternehmen und die Frage, wie es gelingt, Mitarbeiter/-innen für die Nachtschicht zu gewinnen.

Einhellig wurde der Wunsch geäußert, weitere Arbeitszeitmodelle aus anderen Unternehmen kennenzulernen. Beim nächsten Forum im Oktober 2013 wird Andrea Reinecke das Schichtmodell der Bayer Material Science Aktiengesellschaft vorstellen. 

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Teilnehmer/-innen durch die Leitzentrale des Hamburger Busbetriebs geführt und hatten die Möglichkeit, Fragen zur Koordination und Handlungsweise bei Störfällen zu stellen.

Das nächste Treffen zum Thema „Schichtarbeit“ findet am 27. August 2013 bei der Dräger AG in Lübeck statt. Um 15:00 Uhr startet die Veranstaltung mit einer Betriebsbesichtigung und einem anschließenden Vortrag zum Thema „Alternsgerechte Arbeitszeitmodelle – Neue Schichtmodelle in der Produktion".

Für Anmeldungen wenden Sie sich bitte an die Netzwerkkoordinatorin, Susanne Sabisch-Schellhas, unter schellhas@kwb.de. Alle weiteren Termine der Netzwerke finden Sie unter hamburg.ddn-regionalnetzwerk.de.

Blick in die Leitstelle der Hamburger Hochbahn AG.
Blick in die Leitstelle der Hamburger Hochbahn AG.
Herr Hübener, Fahrbereichsleiter der HOCHBAHN, stellt die Leitstelle vor.
Herr Hübener, Fahrbereichsleiter der HOCHBAHN, stellt die Leitstelle vor.