Sie haben eine unserer Veranstaltungen verpasst oder möchten Informationen zu einer besuchten Veranstaltung nachlesen? Hier dokumentieren wir die Fachforen und Arbeitskreise für Sie.

18.05.2017

Erfolgreiche Beispiele für strukturelle Lösungen bei gesundheitlichen Einschränkungen von Mitarbeitern/-innen

Wie können Unternehmen sich strukturell so aufstellen, dass Mitarbeitern/-innen mit gesundheitlichen Einschränkungen ihre Ressourcen optimal einbringen können? Am 18. Mai 2017 präsentierten vier Unternehmen im Forum „Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)“ des Demographie Netzwerkes Hamburg vor knapp 50 Teilnehmenden ihre präventiven Konzepte, die jeweils aus einem konkreten Bedarf entwickelt wurden und über die Lösung des Einzelfalls hinausgehen.Warum dieses Thema von den fünf Moderatoren/-innen der BGM-Arbeitskreise ausgewählt wurde, erläuterte Barbara Lux, Lux Consulting (Foto). Körperliche und psychische Belastungen führen zunehmend zu gesundheitlichen Einschränkungen bei den Mitarbeitern/-innen. Der demographische Wandel und die damit verbundene Alterung der Belegschaften erfordern es jedoch, dass alle vorhandenen Potenziale in den Unternehmen zum Tragen kommen. Hierfür ist es meist notwendig, strukturelle Veränderungen in der Arbeitsorganisation und am Arbeitsplatz vorzunehmen. Anhand von Praxisbeispielen aus drei Unternehmen zeigten die Referentinnen auf, welche Lösung sie für ihr Unternehmen gefunden haben.Zum Auftakt präsentierte Renate Uhlending, Projektleiterin bei Das Demographie Netzwerk – ddn e.V., das Projekt TERRA. Es ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Modell zur Prävention, dass durch überbetrieblichen Tätigkeitswechsel langfristig die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit erhalten möchte.  Im Unternehmensverbund sollen überbetriebliche Tätigkeitswechsel eine präventive Gestaltung von Erwerbsverläufen ermöglichen. Kleine und mittelständische Unternehmen sowie Berufe mit begrenzter Tätigkeitsdauer stehen im Zentrum. Unter Berücksichtigung der Faktoren Gesundheit, Qualifikation und Motivation erhalten Mitarbeiter/innen neue berufliche Chancen. Das Projekt begleitet den Matchingprozess von der Bedarfserhebung bis zum Tätigkeitswechsel, z. B. mit Werkstattgesprächen für die Unternehmen.Die C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG ist ein inhabergeführtes mittelständisches Unternehmen, das weltweit exportiert. Es erhielt 2017 den BEM-Preis des Landes Schleswig-Holstein für einen umfassenden Katalog an präventiven Maßnahmen, z. B. Arbeitsplatzwechsel bei starker körperlicher Belastung. Personalreferentin Petra Kuc-Fischer erläuterte, dass Mitarbeiter/-innen bei körperlichen Einschränkungen leistungsgerecht und ohne finanzielle Einbußen eingesetzt würden. Ein interner Stellenmarkt sorge dafür, dass die Beschäftigten an einen passenden Arbeitsplatz wechseln könnten und freiwerdende Stellen passend nachbesetzt würden. Erfolgsrezept sei die wertschätzende Unternehmenskultur des inhabergeführten Unternehmens.Tanja Schuster ist Schwerbehindertenvertreterin bei der Hermes Fulfilment GmbH. Sie stellte eindrucksvoll dar, wie Arbeitsplätze in der Produktion durch Umrüstung gesundheitsverträglich und unter Einbeziehung der Mitarbeitenden gestaltet wurden. Für ältere oder eingeschränkte Mitarbeiter/-innen besteht die Möglichkeit, vorübergehend an „Nischenarbeitsplätzen“ beschäftigt zu werden. Auch in der Verwaltung sorgen aktive Pause, Massageangebote, Fitness-Studio, drei freie Gesundheitstage und eine Physiotherapeutin für Entspannung mit dem Erfolg, dass die Krankenrate im Unternehmen von 11 auf 5 Prozent gesunken ist. 

Bei der ArcelorMittal Bremen GmbH sind die Strukturen zur Unterstützung von Mitarbeitenden mit gesundheitlichen Einschränkungen bereits sehr ausgeprägt. Constanze Weller ist mit einer eigenen Abteilung für das betriebliche Eingliederungsmanagement direkt unter der Geschäftsleitung angesiedelt. Ein interner „Talentpool“ bietet in enger Zusammenarbeit mit dem BEM Arbeitnehmern/-innen die Möglichkeit zur Umorientierung, um innerhalb oder außerhalb des Unternehmens eine neue Tätigkeit aufzunehmen. Auch wer gesundheitlich einschränkt ist, in Rente übergeht oder individuelle Gründe anführt, kann in den Pool aufgenommen und entsprechend seines Talents gefördert werden.

In der anschließenden Diskussion waren sich die Teilnehmer/-innen einig, dass die Unterstützung der Geschäftsleitung der wesentlichste Erfolgsfaktor für die strukturelle Verankerung von Maßnahmen ist. Um Strukturen zu verändern brauche es Ausdauer, Überzeugungskraft und meist auch Problemdruck. Die Best-Practice-Beispiele zeigten auf, wie es gehen kann – mit Insourcing von ausgelagerten Tätigkeiten, dem Aufbau eines internen Arbeitsmarktes, individueller Talentförderung, gesundheitsgerechter Gestaltung von Arbeitsplätzen, innerbetrieblichem Tätigkeitswechsel oder finanzieller Absicherung bei gesundheitlichen Einschränkungen. 

Wenn Sie den Austausch zu strukturellen Lösungen mit anderen Unternehmen fortsetzen möchten, kommen Sie gerne zu einem unserer fünf Arbeitskreise. Die Teilnahme ist kostenfrei, weitere Informationen gibt Ihnen gerne Susanne Sabisch-Schellhas, die Sie telefonisch unter 334241-415 oder per E-Mail schellhas@kwb.de, erreichen.

 

Downloads:
  • Einführungschart: „Von der Maßnahme zur Struktur – warum wir strukturelle Lösungen für Mitarbeiter/-innen mit gesundheitlichen Einschränkungen benötigen“, Barbara Lux, Lux Consulting pdf
  • Projektvorstellung „TERRA – Vom Disability- zum Ability-Management: Präventive Gestaltung von Erwerbsverläufen“, Renate Uhlending, Das Demographie Netzwerk e.V. pdf
  • Praxisbeispiel: Petra Kuc-Fischer, Personalreferentin, C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG pdf
  • Praxisbeispiel: Tanja Schuster, Schwerbehindertenvertretung, Hermes Fulfilment GmbH pdf
  • Praxisbeispiel: Constanze Weller, BEM, ArcelorMittal Bremen GmbH pdf

 

Ergebniswände:
 
Einführungschart: „Von der Maßnahme zur Struktur – warum wir strukturelle Lösungen für Mitarbeiter/-innen mit gesundheitlichen Einschränkungen benötigen“
Projektvorstellung „TERRA – Vom Disability- zum Ability-Management: Präventive Gestaltung von Erwerbsverläufen“, Renate Uhlending, Das Demographie Netzwerk e.V.
Praxisbeispiel: Tanja Schuster, Schwerbehindertenvertretung, Hermes Fulfilment GmbH
Praxisbeispiel: Petra Kuc-Fischer, Personalreferentin, C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG
Praxisbeispiel: Constanze Weller, BEM, ArcelorMittal Bremen GmbH