Wie Unternehmen messbare Indikatoren für gelungene Inklusion entwickeln
Integration von Inklusion ins ESG-Reporting

Dr. Oliver Borszik eröffnete das Forum mit einer klaren Botschaft: "Inklusive Ausbildung und Beschäftigung sind für Unternehmen machbar – aber nur, wenn sie bereit sind, umzudenken und ihr Handeln nachhaltig zu verändern.
"Ein zentraler Aspekt der Veranstaltung war die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), aus der noch in diesem Jahr die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) hervorgehen. Diese verpflichtet Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsberichte um soziale Kriterien wie Diversität und Inklusion zu erweitern. Dr. Borszik wies darauf hin, dass Inklusion seit diesem Jahr in drei von vier Kategorien der ESRS für soziale Nachhaltigkeit verankert ist. Der Anspruch der Gleichbehandlung und Chancengleichheit wird dabei auf folgende Bereiche ausgedehnt:
1. die eigene Belegschaft,
2. die Mitarbeitende in der Lieferkette sowie
3. die Konsumierende und Endnutzer/-innen.
Damit verpflichtet diese Richtlinie Unternehmen nicht nur, Umweltziele zu verfolgen, sondern auch soziale Maßnahmen messbar zu machen und öffentlich zu kommunizieren. "Diese Standards machen deutlich, dass Inklusion keine Nebensache ist, sondern ein Kernbestandteil einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie sein muss", so Dr. Borszik.
Eine digitale Live-Umfrage unter den teilnehmenden Unternehmensvertretungen zeigte, dass 36 Prozent der Aussage "Die Erhebung von Kennzahlen der Inklusion ist für mein Unternehmen interessant, doch sind wir bisher (noch nicht) aktiv geworden" und 14 Prozent der Aussage "Das ist bei uns (bisher noch) kein Thema" zustimmen. 18 Prozent sind schon viel weiter und gaben an, dass die erhobenen Kennzahlen bereits in das Reporting einfließen. Alle Umfrageergebnisse finden Sie hier:
Ergebnis der Umfrage unter den teilnehmenden Unternehmen:
Inklusion als Chance

Weiterhin leitete Dr. Borszik die Notwendigkeit von Inklusion aus dem Gallup Engagement Index Deutschland 2023 ab. Dieser zeigt, dass die emotionale Bindung von Mitarbeitenden zu ihren Unternehmen zunehmend schwindet. Als Begründung nannten die Befragten unter anderem, dass sie im Unternehmen nicht so sein können, wie sie sind. Das betrifft Menschen mit und ohne Behinderung. "Eine inklusivere Unternehmenskultur kann hier aktiv entgegensteuern", so Borszik.
Ergebnis der Umfrage unter den teilnehmenden Unternehmen:
Wirtschaftliche Vorteile von Inklusion

1) Wenn Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten, führt das zu mehr Kooperation und höherer Produktivität.
2) Unternehmen, die sozial verantwortungsbewusst handeln, haben Wettbewerbsvorteile bei Kapital und Talenten.
3) Mitarbeitende mit Behinderungen bringen häufig besondere Fähigkeiten mit, die sie für bestimmte Aufgaben besonders qualifizieren.
"Inklusive Unternehmen genießen zudem eine positivere Außenwahrnehmung, was sich direkt auf Kundenzufriedenheit und Markenloyalität auswirkt", ergänzte Kowatsch.
Entwicklung von Inklusions-KPIs
Kennzahlen zur Messung von Inklusion

Filip Bertzbach von Dialoghaus Hamburg präsentierte, wie Unternehmen durch die Entwicklung von KPIs den Erfolg ihrer Inklusionsmaßnahmen messen und diese ins ESG-Reporting integrieren können.
"Kennzahlen sind nicht nur Werkzeuge für das Management, sondern auch ein Mittel, um Transparenz und Vertrauen bei Mitarbeitenden, Kunden/-innen und der Öffentlichkeit aufzubauen", erklärte Bertzbach.
Im Rahmen einer einjährigen Zusammenarbeit mit myAbility entwickelte Bertzbach ein Bewertungssystem für Inklusion im Unternehmen. Gemeinsam identifizierten sie neben der Repräsentanz von Menschen mit Behinderung vier weitere zentrale Handlungsfelder: Strategische Verankerung, Bewusstsein & Kompetenz, Barrierefreiheit und Rekrutierung & Support.
Um diese Handlungsfelder so aufzuarbeiten, dass sie für einen Report messbar sind, werden quantitative Daten wie Kosten, Anzahl und Aktivitäten sowie weitere Daten aus dem HR-Bereich verwendet. Auch Eigeneinschätzungen, Reifegrad und Vergleichsdaten werden herangezogen. Für das Feld "Repräsentanz von Menschen mit Behinderungen" eignen sich beispielsweise a) die Beschäftigungsquote, b) die Anzahl der Einstellungen und c) die Anzahl der Führungskräfte. Die Auswertung aller Handlungsfelder der Daten erfolgt über ein intuitiv verständliches Dashboard.
Bertzbach appellierte: "Seht die Directive als Chance und macht sichtbar, was ihr im Unternehmen bereits alles für Inklusion tut!"
Praxisbeispiel Lufthansa Technik

Sie zeigte, wie Lufthansa Technik Kennzahlen entwickelt hat, um BEM-Prozesse messbar zu machen: "Ich habe KPIs aufgestellt, die 'reportet' werden können. Zum Beispiel können wir messen, ob sich die Arbeitsunfähigkeitszeiten reduzieren lassen und in welchen Bereichen die meisten Eingliederungsfälle auftreten."
Bonifer hob hervor: "Es wird sich noch zeigen, welche der KPIs in den Bericht aufgenommen werden. Aber die Grundlage ist entscheidend für ein transparentes und wirksames Management."
Diskussion und Ausblick
Ein Ausblick auf zukünftige Initiativen, wie den DisAbility Confidence Day Deutschland 2025, zeigte, dass immer mehr Unternehmen bereit sind, sich aktiv mit Inklusion auseinanderzusetzen.