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27.09.2017

Arbeit teilen und gewinnen: „Jobsharing – Wissenstransfer im Tandem sichern"

"Jobsharing ist nicht nur ein Modell zur Flexibilisierung von Arbeitszeit, sondern auch eine Win-win-Strategie für Arbeitgeber wie für Arbeitnehmer/-innen", sagt Birte Welsch. Die Online-Plattform von Tandemploy führt seit 2013 Arbeitnehmer/-innen, die sich einen Job teilen, und Unternehmen zusammen. Laut Welsch ergibt in diesem Fall 1+1=1,5, denn der Arbeitgeber hat die Möglichkeit, die fachliche Expertise von zwei Personen auf einer Vollzeitstelle zu vereinen. Auch die Partner/-innen profitieren vom Wissen ihres Gegenübers, mit dem sie im engen Austausch stehen. Der Wissenstransfer und die Kommunikation miteinander wie auch mit Vorgesetzen und Kollegen/-innen müssen jedoch klar geregelt sein.

Die beiden Gründerinnen von Tandemploy, Jana Tepe und Anna Kaiser, führen ihr Start-up ebenfalls im Tandem und haben eine Software entwickelt, welche das Matching der Tandempartner/-innen übernimmt. Die Teams bewerben sich dann als „Gesamtpaket“ auf Jobangebote und präsentieren sich auf der Webseite. Arbeitgeber können hier gezielt nach passenden Tandems suchen. Neben der fachlichen Qualifikation werden Ziele, Motivation, die Art der Kommunikation und die Persönlichkeit der Kandidaten/-innen abgefragt. Einige große Unternehmen wie Bosch, Daimler, Deutsche Telekom und Beiersdorf nutzen Jobsharing bereits mit Erfolg.

Was die anwesenden Unternehmen am meisten interessierte, war die praktische Durchführung von Jobsharing. Grit Behrens, die sich mit ihrer Tandempartnerin Wiebke Rehr die Geschäftsführung Operativ bei der Agentur für Arbeit in Hamburg teilt, berichtete über die Vorteile wie über die Schwierigkeiten, die sie in der Kooperation erfahren hat. Nachdem Behrens bereits Führungsverantwortung übernommen hatte, kam nach dem zweiten Kind der Wunsch auf, für eine begrenzte Zeit in Teilzeit zu arbeiten. Sie hatte das Glück, dass ihre Kollegin Wiebke Rehr den gleichen Wunsch hegte und die beiden sich bereits gut kannten und verstanden. Sie reduzierten beide auf eine wöchentliche Arbeitszeit von 30 Stunden, verteilt auf 4 Tage, ohne Lohneinbußen hinnehmen zu müssen.

Voraussetzungen für den Erfolg des Duos seien nach Behrens gegenseitiges Vertrauen und eine gemeinsame „Wellenlänge“. Beide haben ein ähnliches Führungsverständnis und sprechen den Mitarbeitern/-innen gegenüber mit einer Stimme. Der Vorgesetzte unterstützt und begleitet das Tandem. Wichtig ist es, dass beide gleichermaßen wertgeschätzt werden. Die Partnerinnen haben sich die Fachthemen und Verantwortungsbereiche aufgeteilt, jede von ihnen ist aber zu allen Themen aussagefähig. Auch die Mitarbeiter/-innen wurden jeweils einer Führungskraft zugeordnet. Notwendig sei es, an der eigenen Einstellung zu arbeiten: „Erfolge sind immer gemeinsame Erfolge, Konkurrenzdenken untereinander ist schädlich“, sagt Behrens.

Das A & O für einen reibungslosen Ablauf seien Absprachen und klare Kommunikationsregeln. Für den Austausch, die wöchentliche Abstimmung und die Dokumentation fallen nach Schätzung der Referentin etwa 10 zusätzliche Stunden pro Woche an. Die schriftliche Kommunikation erfolge über Gesprächsnotizen, eine gemeinsame Ablage und per E-Mail, wobei jede über einen eigenen Account verfüge, die Partnerin aber stets in CC setze. Vorteilhaft sei, dass die gemeinsame Stelle zu strukturiertem Arbeiten und zu einer guten Dokumentation zwinge. Um die Arbeitszeiten flexibel zu gestalten und mit dem Privatleben zu vereinbaren, finden tägliche Absprachen im Tandem statt.

Für den Arbeitgeber habe Jobsharing eindeutige Vorteile. Zum einen könne er Mitarbeiter/-innen im Unternehmen halten, die einen Teilzeitwunsch haben. Zum anderen stünden ihm zwei Mitarbeiter/-innen mit jeweils 30 Wochenstunden zur Verfügung, anstelle von nur einer/-m Vollzeitbeschäftigten. Erfahrene Führungskräfte blieben dem Unternehmen mit ihrem Know-how erhalten und könnten ihr Wissens- und Rollenspektrum durch die Arbeit im Tandem erweitern. Sie würden neu motiviert und könnten sich mit ihrem Partner auf Augenhöhe austauschen. Außerdem sei bei Urlaub oder Erkrankung immer eine kompetente Vertretung vorhanden.

Trotz der positiven Erfahrungen von Unternehmen, die Jobsharing bereits praktizieren, hielten die Teilnehmer/-innen dieser Veranstaltung noch viel Überzeugungsarbeit gegenüber dem Arbeitgeber für notwendig, um Jobsharing zu implementieren. Hürden seien Ängste vor dem Organisationsaufwand, die Schwierigkeit, HR und Controlling zu gewinnen und eine starre Unternehmenskultur. Die Vorteile des Jobsharings und die Success Stories zu kommunizieren, sei ein wichtiger Schritt, um weitere Arbeitgeber für dieses Arbeitszeitmodell zu gewinnen.

Birte Welsch ist überzeugt vom Erfolgsmodell Jobsharing.
Birte Welsch ist überzeugt vom Erfolgsmodell Jobsharing.
Grit Behrens berichtet über ihre Erfahrungen im Topsharing.
Grit Behrens berichtet über ihre Erfahrungen im Topsharing.

 

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Das Modell Jobsharing stieß bei den Teilnehmern/-innen auf großes Interesse.
Unternehmen haben noch Berührungsängste beim Modell Jobsharing
Unternehmen haben noch Berührungsängste beim Modell Jobsharing