Sie haben eine unserer Veranstaltungen verpasst oder möchten Informationen zu einer besuchten Veranstaltung nachlesen? Hier dokumentieren wir die Fachforen und Arbeitskreise für Sie.
Im Forum Qualifizierung und Wissensmanagement gingen 20 Unternehmensvertreter/-innen am 19.10.2017 der Frage nach, wie eine lern- und vertrauensfördernde Unternehmenskultur geschaffen werden kann. Sie ist eine unabdingbare Voraussetzung für einen erfolgreichen Wissenstransfer, es fehlen jedoch Konzepte für den erforderlichen Mind Change. Das Projekt „Lebenslanges Lernen im demografischen Wandel“ hat Methoden und Instrumente entwickelt und erprobt, die Dr. Jana Loos (Foto), Referentin Personalentwicklung/Organisationsentwicklung bei ArcelorMittal Bremen, den Teilnehmern/-innen vorstellte.
Zwei Entwicklungen haben den Stahlproduzenten dazu motiviert, einen Kulturwandel des Lebenslangen Lernens voranzutreiben: der hohe Altersdurchschnitt von 44 Jahren und die neuen technikgetriebenen Anforderungen an die Mitarbeiter/-innen durch die zunehmende Digitalisierung. Da in der Produktion viele lernungewohnte Mitarbeiter/-innen mit geringer Schulbildung arbeiten, sollte ein niedrigschwelliges Angebot entwickelt werden, dass informelles Lernen am Arbeitsplatz in den Fokus stellt (60 bis 80 Prozent).
Transparenz über das Vorhaben und Partizipation der Belegschaft wurden von Beginn an beachtet. In der Online-Eingangsbefragung zur Standortbestimmung der Lernkompetenz nahmen 816 von 3.500 Mitarbeiter/-innen teil. Jede/-r erhielt eine individuelle Rückmeldung. Ziel des Unternehmens war die Eigenverantwortung der Lerner/-innen zu stärken und sie zum Lernen zu motivieren. Das Lernkompetenztraining bestand aus mehreren kurzen Modulen, die das Erlernen von Techniken und eine Lernkontrolle beinhalten. Die Teilnahme am Programm war freiwillig. Jede/-r Mitarbeiter/-in konnte bei Lernproblemen oder speziellen Fragen während der Arbeitszeit ein individuelles Coaching in Anspruch nehmen. Ist die Lernblockade erst einmal „geknackt“, fällt der ROI hoch aus.
Die Führungskräfte spielen für das Lernklima und als Vorbilder eine entscheidende Rolle. Sie erhalten in Workshops bei ArcelorMittal Bremen Anregungen und Hilfen, um ihr lernbezogenes Führungsverhalten und das Lernklima im Team zu optimieren. Für die Bekanntmachung der Toolbox im Unternehmen sind Führungskräfte wichtige Multiplikatoren/-innen. Die Werkzeuge wurden im Weiterbildungsprogramm des Unternehmens eingestellt und in der Werkszeitung, in Präsentationen, im Intranet, in Flyern und bei einer internen „Woche des Lernens“ präsentiert. Besondere Wirkung erzeugten auch die selbstproduzierten Vlogs (Serien von Video-Clips). Sie zeigen in kurzen Sequenzen Szenen aus dem Arbeitsalltag und demonstrieren zum Beispiel umsichtiges Verhalten beim Überqueren des Werksgeländes.
Die Auswertung mittels eines Fragebogens jeweils vor und nach dem Training zeigte eine positivere Einschätzung des Lernklimas, eine Zunahme des strategischen Handelns, eine Entfaltung von proaktivem Verhalten und eine Verbesserung des Altersklimas.
Nachdem Jana Loos die Fragen der Teilnehmer/-innen zum Ablauf des Projektes beantwortet hatte, folgte ein Austausch darüber, ob Lernfähigkeit eine Frage des Alters sei. Die Wissenschaft besage, eine Verlangsamung im Alter durch gesteigerte Effektivität ausgeglichen werde, berichtete Loos. Entscheidend wären die individuelle Lernerfahrung und ein stetiges Lerntraining. Eine Befragung der Lerner/-innen bei ArcelorMittal habe ergeben, dass die Jüngeren ihre älteren Kollegen/-innen bei den IT-Kompetenzen eher schlechter einschätzten als die Älteren sich selbst, dass sie bei den komplexen Aufgaben jedoch die Älteren weiter vorne sähen, ihnen dieses aber nicht mitteilen würden.
Dann konnten die Workshop Teilnehmer/-innen anhand von zwei Fallbeispielen erarbeiten, welche Ursachen Lernblockaden haben können und wie eine Führungskraft seine/-n Mitarbeiter/-in dabei unterstützen kann, das Problem zu lösen. Eine umfangreiche Zusammenstellung möglicher Lernblockaden war das Ergebnis der Gruppenarbeit.
Dokumentation:
In ihrem Fachbuch „Lebenslanges Lernen im demografischen Wandel“, stellt Dr. Jana Loos den konzeptionellen Hintergrund und die Toolbox vor. Es kann als Anleitung für die Umsetzung in anderen Unternehmen verwendet werden und ist im Buchhandel erhältlich.
Dr. Jana Loos präsentiert die Toolbox „lebenslanges Lernen“.
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Reger Austausch zum Praxisbeispiel „Lernblockaden beseitigen“.
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