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14.09.2017

ddn-Aktionstag bei der Philips Lighting GmbH: „Perspektivwechsel 3D – Demographischer Wandel, Digitalisierung, Diversity“

Am ddn-Aktionstag „Perspektivwechsel 3D“ bei der Philips Lighting GmbH warfen 30 Unternehmensvertreter/-innen einen Blick in die Zukunft einer digitalisierten Arbeitswelt. Unter dem provokanten Titel „Wir haben die Zeit“ stellte der Buchautor und Journalist Christian Schüle seine „Denkanstöße für ein gutes Leben“ im Zeichen von Digitalisierung und New Work zur Diskussion. Wie die gelebte Unternehmensrealität aussieht, zeigte Catalin Krönert, Leiterin Arbeitsrecht und Labor Relations bei der Philips Lighting GmbH, auf und lud anschließend zu einer Besichtigung der neuen und innovativen Work Places in der neuen Firmenzentrale (DACH) ein.

„Unsere Arbeitswelt wird heute digital gesteuert, indem Prozesse digitalisiert und in Workflows gegossen werden“, berichtete die Gastgeberin, Catalin Krönert. Räumliche und zeitliche Grenzen lösen sich auf, denn wir kommunizieren global vernetzt und arbeiten unabhängig von Zeit und Ort. Mit den Konzepten „Workplace Innovation“ und „Working@home“ trägt das Unternehmen dieser Entwicklung Rechnung. Gemeint ist die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort sowie eine offenere Gestaltung der Arbeitsplätze. Der Wandel erfolgt sukzessive, um alle Mitarbeiter/-innen in diesem Prozess mitzunehmen. Ein erster Schritt war die Einführung von Gleitzeit und das Angebot für die Bereiche Administration und Vertrieb, auf freiwilliger Basis an zwei Tagen in der Woche im Homeoffice zu arbeiten. Dies erfordert ein hohes Maß an Selbstorganisation von den Beschäftigten und setzt eine adäquate technische Infrastruktur im Homeoffice voraus. Verpflichtend bleiben die monatlichen Meet-ups zur Abstimmung im Team.

Unterstützt wird die Kommunikation durch die Gestaltung der Räume in der neuen Firmenzentrale (DACH). Breakout Areas, Telefonboxen, Meeting Räume, Gesprächsinseln und Gruppentische ergänzen die Arbeitsplätze in den offen gestalteten Bereichen, die von allen nach Bedarf genutzt werden. Feste Arbeitsplätze gibt es nicht - und das war anfangs eine große Umstellung für die Mitarbeiter/-innen. Ein Jahr danach stellt Catalin Krönert fest, dass der Change erfolgreich vollzogen wurde und Motivation und Teamspirit in der Belegschaft gewachsen sind.

Den großen Bogen in die Arbeitswelt der Zukunft schlug Christian Schüle, der zu einem neuen Umgang mit der Zeit unter dem Einfluss von digitalem und demographischem Wandel rät. In der anbrechenden kognitiven Epoche verlagert sich die Arbeit von der Hand in den Kopf. Während die Hälfte der industriebasierten Arbeitsplätze durch Digitalisierung, Robotik und künstliche Intelligenz wegfielen, entstünden neue Jobs in der Entwicklung und Steuerung technischer Lösungen. Auch Berufe, die mit der Pflege und Betreuung von Menschen zu tun haben, würden weiterhin benötigt. 

Dem Befund, dass ein gesteigertes Tempo und immer neue Anforderungen bei der Arbeit zu Überlastung und Erkrankung führen, setzt er die Zukunftsvision eines „Humanismus 4.0“ entgegen. Die gesteigerte Lebenserwartung und die Ersetzung menschlicher Arbeitskraft durch digital gesteuerte Technik, ermöglichen eine Entzerrung der Lebensarbeitszeit. 

Laut Schüle befinden wir uns seit 20 in einem schleichenden Paradigmenwechsel, in dem Zeit wichtiger wird als Geld. Die Generation Y legt Wert auf Selbstbestimmtheit, Freizeit und sinnhafte Arbeit. Selbstorganisierte Teams, digitale Kommunikation, Unabhängigkeit von Ort und Zeit sowie berufliche Weiterentwicklung sind Anforderungen der Jungen an den Arbeitgeber. Anhand von Beispielen aus Bewerbungsgesprächen mit jungen Leuten zeigt der Referent auf, dass sich der Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt wandelt. Viele Unternehmen tun sich nach Meinung von Schüle mit diesem Kulturwandel noch schwer, es gibt jedoch auch einige gute Beispiele, die den „digital turn“ und den Wertewandel erfolgreich vollzogen haben. 

Der Blick in die Zukunft reicht für Schüle jedoch noch weiter: „Wie humanisieren wir die Gesellschaft?“ ist für ihn die zentrale Frage. Er plädiert für einen doppelten Arbeitsbegriff: Job und Sorgearbeit stehen gleichberechtigt nebeneinander. Unter Sorge versteht der Autor die nicht entlohnten Tätigkeiten wie Pflege, Erziehung und Betreuung innerhalb der Familien, die hauptsächlich von Frauen geleistet wird. Eine Reduzierung der Arbeitszeit im Job ist also notwendig, um Freiraum für Sorgearbeit zu schaffen. In Göteborg haben Unternehmen damit bereits erfolgreich experimentiert. Eine praktikable Lösung für den Einstieg in die Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit sei ein individuelles Zeitwertkonto, wie es zum Beispiel die Berliner Wasserwerke eingeführt haben.

Nach diesem auf die Zukunft gerichteten Blick aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive, lenkte Businesscoach Silke Potthast, KWB Management GmbH, die Aufmerksamkeit der beim Aktionstag anwesenden Unternehmen auf die Arbeitszeitgestaltung und fragte nach Chancen und Belastungen, die der digitale Wandel bringen könnte. Ziel war es, Ideen für die Fortsetzung des Austausches im Demographie Netzwerk zu sammeln. Es ergaben sich mehrere Cluster, von denen vier ausgewählt wurden:

1. Entgrenzung von Arbeit

  • Privates verschwimmt mit Beruf
  • Regeln
  • Erreichbarkeit
  • Flexibilität


2. Gesundheit (Carsten Pöttker, Stephanie Krieg, Susanne Dahl, Thomas Weinem)

  • Schnelllebigkeit
  • Überreizung
  • Burn-out
  • Zeitmanagement


3. Selbstbestimmtheit

  • Gestaltung der Lebensarbeitszeit
  • Unabhängigkeit von Zeit und Ort
  • Vereinbarkeit von Beruf/Familie/Freizeit 


4. Kollaboration (Alexandra Kleine-Natrop, Ute Flügge, Nicole Willnow)

  • Zusammenarbeit fördern
  • globale Zusammenarbeit
  • Wissensaustausch 
  • Vernetzung


Sie sind herzlich willkommen in einer der Gruppen mitzumachen. Bitte wenden Sie sich an Susanne Sabisch-Schellhas, schellhas@kwb.de

Der nächste Austausch wird zum Thema „Gesundheit im digitalen Wandel“ von der o.g. Gruppe gestaltet. Ein Termin steht noch nicht fest. 

PS: Möchten Sie schon vorab Informationen austauschen? Auf << ddn-aktionsblog.de >> finden Sie diverse Inhalte rund um den PERSPEKTIVWECHSEL 3D. Oder folgen Sie uns auf Twitter: @ddn_netzwerk. Hashtag für das Jahresthema PERSPEKTIVWECHSEL 3D: #PW3D.

Frau Krönert
Frau Krönert
Herr Schürle
Herr Schürle
Frau Krönert
Frau Potthast
Frau Potthast