Sie haben eine unserer Veranstaltungen verpasst oder möchten Informationen zu einer besuchten Veranstaltung nachlesen? Hier dokumentieren wir die Fachforen und Arbeitskreise für Sie.

27.04.2017

Wie kommen Arbeitgeber und Geflüchtete zusammen? – Kooperationsveranstaltung zur Kompetenzerfassung stellt Lösungen vor

Wie finden Arbeitgeber, die dringend Fachkräfte benötigen, und Geflüchtete, die Arbeit suchen, zueinander? Dieser Frage gingen am 27. April knapp 40 Unternehmen und weitere Arbeitsmarktakteure auf Einladung des Demographie Netzwerk Hamburg (ddn Hamburg), der Handwerkskammer und Randstad nach. Zum Thema „Kompetenzen erkennen – Chancen für Unternehmen und Beschäftigte“ präsentierten die Hamburger Beratungsstelle W.I.R., Randstad sowie die Projekte „Foodactive“ und „Mission Zukunft" im ELBCAMPUS ihre Angebote zur Kompetenzerfassung und Vermittlung in Arbeit. 

Die Integration von Geflüchteten ist ein Beitrag zur Fachkräftesicherung und wurde von ddn Hamburg im vergangenen Jahr bereits im Rahmen einer Fachkonferenz thematisiert. Daran knüpfte Martina Staats, Senior Consultant Arbeitsmarktprojekte bei Randstad und Moderatorin des ddn-Forums Qualifizierung und Wissensmanagement mit dieser Kooperationsveranstaltung an.

Beispiele aus der Praxis

Als erste Referentin erläuterte Dr. Friederike Föcking von der Hamburger Beratungsstelle W.I.R – work and integration for refugees, die Arbeit der bundesweit einzigen Initiative zur Koordination aller Akteure, die Geflüchteten in Arbeit oder Ausbildung vermitteln. Damit ist Hamburg Vorreiter in der koordinierten Qualifizierung und Vermittlung dieser Zielgruppe. 

W.I.R. kooperiert u. a. mit dem Projekt „Mission Zukunft“ des ELBCAMPUS, das einerseits zur Anpassungs- und Nachqualifizierung und andererseits zur Integration von Geflüchteten in Arbeit beiträgt. Ein eindrucksvoller virtueller Rundgang durch die Werkstätten zeigte, wie hier in der Praxis und ganz konkret am Arbeitsplatz gelernt wird.

Mehrmals im Jahr führt das Projekt, das Maylin Kesper und Hanna Schüßlerpräsentierten, Praxiswochen in den Bereichen Gesundheitswesen, Metall, Schweißen und Elektro durch. Hier können Menschen ohne formalen Abschluss die Berufsfelder kennenlernen, ihre Kompetenz für diese Tätigkeiten feststellen und Kontakte zu den eingeladenen Arbeitgebern knüpfen. Ziel ist die Aufnahme einer Weiterbildung mit Perspektive auf Übergang in Praktikum und/oder Arbeit. Gleiche Ziele verfolgt auch der Praxistag von „Foodactive – Das Ernährungsnetzwerk der Metropolregion Hamburg“, den Dr. Kerstin Filipzik anschließend vorstellte. Mit Hilfe eines „Kompetenztest für die Gastronomie" und einer ersten Kompetenzfeststellung in Praxissituationen soll das Interesse für die Arbeit mit Nahrungsmitteln geweckt und eine erste Orientierung über Berufe und Tätigkeiten gegeben werden. Ein Matching mit potenziellen Arbeitgebern ist über die Einbindung in den Unternehmensverbund auf dem Großneumarkt gegeben. 

„Die berufliche Qualifizierung und Integration von Zuwanderern und Ungelernten ist für uns nicht neu“ erläuterte Dr. Christoph Kahlenberg von der Randstad Akademie in seinem BeitragDer Referent stellte an einem Beispiel aus der Logistik fünf Qualifizierungsbausteine vor, die einen Kompetenztest für Ungelernte, Lernen im Job sowie Qualifizierungsangebote z. B. im Spracherwerb oder in der bedarfsorientierten Fort- und Weiterbildung umfassen.

Erfolgsfaktoren

Zum Abschluss der Veranstaltung hatten die Referenten/-innen Gelegenheit, im Interview mit Susanne Sabisch-Schellhas, Projektleiterin KWB e. V. und Koordinatorin von ddn Hamburg, den Mehrwert ihrer jeweiligen Integrationsverfahren noch einmal herauszustellen. Dabei betonten beide Projekte den Wert der praktischen Erfahrung und die Chance, Fähigkeiten zu entdecken und zu zeigen, die im Betrieb benötigt werden. Der persönliche Kontakt und Austausch seien in ihren Angeboten ein wesentlicher Erfolgsfaktor. 

Dr. Kahlenberg hob die vielfältigen Qualifizierungs- und Entwicklungschancen hervor, die Ungelernte bei Randstad nutzen könnten. Der direkte Zugang zu den Betrieben stelle ein weiteres Plus für die Zielgruppe dar. Kritisch sehe er allerdings die neuen gesetzlichen Regelungen zur Begrenzung der Höchstüberlassungsdauer, da die Beschränkung auf 18 Monate die Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung im Rahmen von Zeitarbeit einschränke. 

Die Zusammenarbeit in W.I.R. habe sich bewährt; darin stimmten Frau Dr. Föcking, Frau Kesper und Frau Schüßler vom ELBCAMPUS und Frau Dr. Filipzik von Foodactive überein. Trotz aller Hürden in Form von Bürokratie, fehlender Sprachkenntnisse und kultureller Unterschiede ist die Integration in Arbeit auf den Weg gebracht und wird mit Toleranz, Offenheit, Geduld und Verständnis auch von Seiten der Arbeitgeber in Zukunft immer besser gelingen. 

Im Interview: Dr. Föcking, Dr. Filipzik, Dr. Kahlenberg, Susanne Sabisch-Schellhas, Hanna Schüßler und Maylin Kesper (v. links)
Im Interview: Dr. Föcking, Dr. Filipzik, Dr. Kahlenberg, Susanne Sabisch-Schellhas, Hanna Schüßler und Maylin Kesper (v. links)
Dr. Friederike Föcking präsentiert W.I.R.
Dr. Friederike Föcking präsentiert W.I.R.
Dr. Kerstin Filipzik integriert Geflüchtete in die Ernährungswirtschaft
Dr. Kerstin Filipzik integriert Geflüchtete in die Ernährungswirtschaft
Dr. Kahlenberg sieht gute Chancen zur Integration Geflüchteter über Zeitarbeit
Dr. Kahlenberg sieht gute Chancen zur Integration Geflüchteter über Zeitarbeit
Andreas Schmolls beim virtuellen Rundgang durch die Werkstätten des ELBCAMPUS
Andreas Schmolls beim virtuellen Rundgang durch die Werkstätten des ELBCAMPUS