In unserem Newsblog finden Sie Blogbeiträge rund um das Thema Demografie in der Arbeitswelt sowie Veranstaltungstipps und Nachberichte eigener Veranstaltungen zum Stöbern. © Modrow

Anlässlich des 13. Deutschen Diversity Tages 2025, #DDT25, haben fünf Erzählerinnen ihre ganz persönlichen und authentischen Geschichten zum Thema Frauen & Führung erzählt. Moderiert von der erfahrenen Salonnière Uta Sadowski-Lehmann von ddn Berlin-Brandenburg und begleitet von Tara de Pinho von ddn Hamburg, bot dieser Salon eine Plattform, um persönliche Erlebnisse zu teilen, die das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten.
Sonja Kluth eröffnete den Erzählsalon mit ihrer Geschichte zum Schwerpunkt Führung und Pflege. Als Tochter eines Versicherungsunternehmers begann sie ihre Karriere 1996 in einer fachlichen Führungsrolle, wo sie sich in einer männerdominierten Branche durchsetzen musste. Ein prägendes Erlebnis war für sie als junge Führungskraft eine Veranstaltung, bei der man ihr eine leere Kaffeetasse überreichte, in der Annahme, sie gehöre zum Personal – ein Moment, der sie anspornte, sich durch Leistung Respekt zu verschaffen.
Durch die schwere Erkrankung ihres Mannes begann sie sich zunehmend für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf in Ihrem Unternehmen einzusetzen. Mit Hilfe eines Mentoring-Programms ergriff sie eine neue berufliche Chance und übernahm ohne Personalverantwortung große fachliche Verantwortung. Heute berät sie als Firmenkundenberaterin bei der ERGO Group und ist selbst Mentorin. Abschließend zu der Erzählung gab Sonja den Zuhörenden noch drei Tipps mit, die ihr damals halfen: Mentoring suchen – Ein ehrlicher Mentor hilft, Perspektiven zu erweitern. Kritik annehmen – Sie ist eine Chance zur Weiterentwicklung. Proaktive Karrieregestaltung – Nicht auf Beförderungen warten und Chancen selbst ergreifen.
Mit dem Thema fachliche Führung schloss Elisaweta Tarchis als Erzählerin an und berichtete von ihrem Weg in eine Führungsposition. Elisa ist Diplom-Psychologin, Systemische Coachin und leitet seit über drei Jahren das Team der Personalentwicklung bei der Deutschen Rentenversicherung Bund. Seit Januar 2025 führt sie zudem kommissarisch die Stabsstelle Personal- und Führungskräfteentwicklung. Sie berichtete, dass sie ursprünglich nicht geplant hatte, eine Führungsposition zu übernehmen, sondern sich auf ihre Rolle als Personalentwicklerin konzentrieren wollte. Die Entscheidung, vor dreieinhalb Jahren eine Teamleitung zu übernehmen, fiel ihr schwer – besonders nach der Elternzeit und mit einem einjährigen Kind. Ein entscheidendes Gespräch mit ihrer Mentorin und Unterstützung durch einen Kollegen half ihr, den Schritt zu wagen. Sie betonte, dass vor allem ihr "Trotz" und der Wille, Chancen zu ergreifen, sie motivierten.
Die Vereinbarkeit von Führung und Familie bleibt eine ständige Herausforderung. Elisaweta reflektierte, dass Zweifel und Konflikte zwischen beiden Rollen unvermeidlich sind. Sie hat jedoch gelernt, diese zu akzeptieren und ihre eigenen Grenzen zu respektieren. Ihr Fazit: Der Weg in eine Führungsrolle ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem man immer wieder an sich arbeiten und neue Wege ausprobieren sollte – auch wenn der Erfolg nicht garantiert ist. Sie hofft, ihrem Kind als Vorbild zu dienen und ihm zu zeigen, dass man alles erreichen kann, wenn man es nur versucht.
Jutta Wiedemann ist Abteilungsleiterin bei den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg. Ihre prägendsten Erfahrungen zum Thema Führung beschreibt sie in ihrer Rolle als Personalleiterin in einem medizintechnischen Unternehmen, wo sie von 1997 bis 2008 ein kleines Team führte. Als einzige Frau im Management eines Unternehmens mit etwa 140 Mitarbeitern stieß auch sie auf die Herausforderungen, in einer Männerdomäne zu führen. Ihre DDR-Sozialisierung, in der DDR waren Frauen oft in Führungspositionen tätig, ließ sie anfangs nicht zweifeln, jedoch erkannte sie mit der Zeit die Herausforderungen, die damit einhergingen.
Jutta beschreibt zu Beginn ihrer Führungstätigkeit die Schwierigkeit, klare Entscheidungen zu treffen und mit Konflikten im Team umzugehen, was durch ihr Harmoniebedürfnis verstärkt wurde. Sie entschloss sich zu einem partizipativen Führungsstil, bei dem sie ihre Mitarbeiter aktiv einbezog. Trotzdem empfand sie die unterschiedlichen Erwartungen von Geschäftsführung und Team emotional oft als belastend.
In ihrer späteren Tätigkeit im "Digitalforum Führen" beobachtete sie eine Veränderung der Führungskultur, die zunehmend auf Wertschätzung und partizipative Führung setzte – ein Trend, der besonders für Frauen in Führungsrollen wichtig ist. Ihr Appell: Frauen sollten nicht nur ermutigt, sondern auch durch bessere Rahmenbedingungen unterstützt werden, um in Führung zu gehen und dort erfolgreich zu sein.
Monja Kaminski berichtete über ihren Karriereweg in einem männerdominierten Umfeld und wie sie neuen Herausforderungen begegnete. Sie ist Betriebswirtin mit über 30 Jahren Erfahrung in Operations, Supply Chain Management und Produktion. Zu Beginn ihrer Karriere lag ihr Fokus weniger auf Führung, doch mit der Zeit wuchs das Interesse daran. Sie erkannte, dass sie nicht nur für die fachliche, sondern auch für die persönliche Entwicklung ihres Teams verantwortlich war und begann sich intensiv mit ihrer Rolle als gute Führungsperson zu beschäftigen.
Die größte Herausforderung beschreibt sie bei der fachlichen Übernahme einer größeren Region mit einem neuen Team in einer männerdominierten Branche. Hier erlebte sie das Imposter-Syndrom, fühlte sich oft unsicher und "wie eine Novizin". Ihre Lösung war, offen mit ihrem Team über diese Unsicherheiten zu sprechen und um Unterstützung zu bitten.
Monja schloss mit der Erkenntnis ab, dass Führung nicht nur Fachwissen erfordert, sondern auch Vertrauen, Kommunikation und eine innere Haltung von Respekt und Offenheit. Sie betonte, dass Feedback und konstruktive Kritik für persönliches Wachstum unerlässlich sind, dass eine Führungskraft die Rolle aus Überzeugung und nicht aufgrund äußerer Erwartungen annehmen muss.
Den Abschluss des Erzählsalon übernahm Anette Lippert mit ihrer Geschichte über Führung und Care-Arbeit. Anette blickt auf eine vielfältige Karriere zurück, die sie als Geschäftsführerin eines Start-ups in der New Economy begann und später als Führungskraft bei einem großen Autohersteller fortsetzte. Ihre Erfahrungen als berufstätige Mutter beschreibt sie als besonders prägend in ihrem Werdegang. Nach der Geburt ihres Sohnes kehrte sie nach längerer Elternzeit in Teilzeit zurück und stieß auf die stereotype Annahme, dass Mütter keine Karriereambitionen mehr hätten. Diese Erfahrung motivierte sie, sich für andere Mütter im Unternehmen einzusetzen und einen Stammtisch zu gründen, der rasch wuchs.
Ihre persönliche Entwicklung als Führungskraft wurde durch ihre Rolle als Mutter beeinflusst. Sie stellte fest, dass sie bereits viele Führungskompetenzen wie Konfliktmanagement und Krisenbewältigung im privaten Umfeld gelernt hatte. Besonders Resilienz, Kommunikationsfähigkeit und Selbstreflexion, die sie als Mutter entwickelte, sind ihrer Meinung nach Schlüsselqualifikationen für Führungskräfte.
Abschließend ermutigte Anette junge Frauen, sich nicht von Zweifeln bremsen zu lassen und betonte, dass Unternehmen Mütter als wertvolle Arbeitskräfte und Führungstalente erkennen sollten. Ihrer Ansicht nach müssen Mutterschaft und Führungskompetenz kein Widerspruch sein – im Gegenteil, sie ergänzen sich oft auf erfolgreiche Weise.
Der Erzählsalon "Frauen in Führung - authentische Geschichten von Mut und Zweifeln" bot den Teilnehmenden und Erzählerinnen einen Raum für den Austausch persönlicher Erfahrungen und Einsichten rund um Karriere, Führung und Selbstreflexion. Die Geschichten der fünf Erzählerinnen zeigten eindrucksvoll, wie Frauen Mut und Zweifel in ihrem beruflichen Werdegang erlebt und gemeistert haben und dafür belohnt wurden. Besonders betont wurden die Herausforderungen, die mit der Überwindung von Stereotypen und Erwartungen in Führungskontexten verbunden sind.
Die anschließenden Diskussionen regten an, sich aktiv mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen und stets nach neuen Chancen zu suchen. Am Ende des Erzählsalons standen nicht nur persönliche Erkenntnisse, sondern auch der gemeinschaftliche Appell, Vielfalt und Inklusion in Führungskulturen weiter zu fördern.